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„Einschüchternd leise“

Heizung, Waschmaschine, Handy laden, Licht, Kaffeekochen – all das und noch vieles mehr geht in der Regel nicht, wenn der Strom ausfällt. Es wird kalt. Das ist ärgerlich. Doch was passiert, wenn im RRZE oder bei NHR@FAU der Strom ausfällt?

Normalerweise ist der Serverraum gut beleuchtet und die Server zeigen ihren Betrieb an – nicht so an einem Tag im Dezember

David Lenz ist Systemadministrator am RRZE. Schon seit vielen Jahren ist das „Platte ziehen“ eine normale Tätigkeit für ihn. Am 5. Dezember 2024 allerdings ging just in dem Moment, als er die Festplatte aus dem alten, vom Strom getrennten Server hinauszog, das Licht aus, die Notbeleuchtung an und es wurde deutlich leiser. Lukas Kraus, Systemadministrator des NHR@FAU, befand sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg in den Serverraum des RRZE. Als er die Tür öffnete, empfing ihn dort schon ein etwas entgeistert schauender David Lenz mit den Worten: „Ich war es nicht.“ Zur gleichen Zeit befand sich Karl-Heinz Frank in der sogenannten Kältezentrale. So wird der Standort genannt, der eine Vielzahl der NHR-Hochleistungsrechner beheimatet. Er war dort mit einem Lieferanten verabredet. Doch auf einmal war es dunkel und still. Die Notbeleuchtung schaltete sich an. Die Stille blieb.

Was die drei erlebten, war ein großflächiger Stromausfall. „Von der Geräuschkulisse her dachte ich, das wäre alles kaputt. Es war einschüchternd leise“, sagt Lenz. Doch während es im Serverraum des RRZE nur leiser wird, wird es in der Kältezentrale still. „Normalerweise macht die Kältemaschine einen lauten Brummton“, sagt Frank. Aufgrund des hohen Lärmpegels muss in der Kältezentrale und auch im Serverraum des RRZE ein Gehörschutz getragen werden. Doch dieser wurde an diesem Tag in beiden Räumen überflüssig. „Man konnte sich gut unterhalten“, sagt Kraus.

Auch die Umgebung war stromlos

Unterhalten konnte sich Frank nicht, denn er war allein in der Kältezentrale. „Nach ein, zwei Minuten, bin ich raus, um auf der Webseite „Stromausfälle“ nachzuschauen, ob das ein größerer Stromausfall ist“, erklärt Frank. „Normalerweise ist der Strom nicht so lange weg. Das ist normal nur ein kurzes Flackern.“ Doch es stellte sich heraus, der Strom fehlte in der gesamten Gegend.

Der Stromausfall betraf Tennenlohe und Teile der Sebaldussiedlung, zu der das Südgelände der Uni gehört. Rund 20 Minuten war in etwa 9.700 Haushalten nichts möglich: Kein Kaffeekochen. Keine Heizung. Kein Handy laden. Damit waren auch alle Cluster des High Performance Computing (HPC) aus. Denn anders als die Server des RRZE haben Hochleistungscluster keine Unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV). Während die Server des RRZE bei Stromausfall einige Minuten von einer USV mit Strom und anschließend mit einem dieselbetriebenen Notstromaggregat weiter betrieben werden, sind Hochleistungsrechner ohne Strom sofort aus.

„Die HPC-Systeme haben ein Vielfaches des Stromverbrauchs der normalen IT“, erklärt Frank. „Wir reden bei unseren HPC-Systemen zurzeit ungefähr von 500 Kilowatt. Das Rechenzentrum braucht 100 Kilowatt –  Tendenz aufgrund zunehmender Berechnungen mit Künstlicher Intelligenz steigend.“ Eine USV wäre für einen solchen Fall nicht wirtschaftlich. Leistungsstarke Batterien müssten ständig erneuert werden. „Das ist bei einem Rechenzentrum schon kritischer, wenn die ausgehen, weil da Leute darauf arbeiten. Die großen Rechner rechnen im Prinzip ihre Aufträge. Wenn die abbrechen, ist es blöd, weil sie von vorne anfangen müssen. Aber weg ist potentiell nur der Rechenzustand, also das Zwischenergebnis“, erklärt Kraus. Deshalb wurde es im Serverraum des RRZE nur leiser, weil die dortigen HPC-Systeme ausgingen, der Rest jedoch weiterlief. In der Kältezentrale jedoch stehen nur HPC-Systeme und diese waren plötzlich aus.

Im RRZE selbst dagegen merkt man eigentlich nichts von dem Stromausfall. „Ich habe mit Professor Gerhard Wellein gesprochen. Er saß in seinem Büro und hat mit seinem Laptop gearbeitet. Er hat gar nichts mitgekriegt“, sagt Frank.

Stromausfall äußerst selten

Dass das RRZE und das NHR@FAU von einem Stromausfall betroffen sind, passiert äußerst selten. „Das letzte Mal ist mindestens zwei Jahre her“, sagt Frank. Die Ursache für den Stromausfall am 5. Dezember 2024 war laut den Erlanger Stadtwerken eine Fehlfunktion des Netzschutzes. Deshalb wurde die Haupteinspeisung für die betroffenen Bereiche automatisch abgeschaltet. Kaputt gegangen sind bei dem Stromausfall keine Server. „In der Regel gehen bei Stromausfällen nur Komponenten kaputt, die entweder alt oder schon vorgeschädigt sind“, erklärt Lenz.

 


Text: Corinna Russow