Eine Webseite soll für alle Besuchenden relevante Informationen liefern. Unfreiwillig werden immer wieder Nutzende ausgesperrt. Fünf Tipps verraten Ihnen, wie Sie Ihren Webauftritt inklusiver gestalten.
Ein Webauftritt soll schön aussehen, denn er ist heute das Aushängeschild, das Menschen meist als erstes von einer Einrichtung wahrnehmen. Dabei wird er aber – meistens unabsichtlich – für manche Menschen gar nicht schön. Nämlich dann, wenn Informationen nicht zugänglich sind. Dabei weiß doch jeder aus der eigenen Kindheit, dass unzugängliche Dinge, besonders interessant sind.
Links nicht im neuen Tab öffnen
Haben Sie auch schon mal mehrfach am Handy auf einen Link geklickt, weil Sie dachten, er öffne sich nicht, nur um irgendwann festzustellen, dass sich ein neuer Tab geöffnet hat? Auch das ist eine Barriere. Eine, die uns alle betreffen kann. Für Sehbeeinträchtigte kommt erschwerend hinzu, dass der Screenreader nicht erkennt, dass sich ein neuer Tab geöffnet hat. Um alle mitzunehmen, ist es deshalb sinnvoll, den Link im gleichen Tab öffnen zu lassen. „Wer den Link in einem neuen Tab öffnen lassen möchte, kann das selbst mit einem Mausklick erledigen“, sagt Wolfgang Wiese, Leiter der Abteilung Ausbildung & Information und Experte für Barrierefreiheit am RRZE.
Darstellung von Inhalten nicht nach dem eigenen Monitor ausrichten
Einige Autoren von Seiten gestalten den Inhalt genau so, dass es für die eigene Darstellung am eigenen Bürorechner optimal funktioniert. Man positioniert beispielsweise auf der linken Bildschirmseite eine Schemagrafik und rechts davon den Text, in dem man auf die Grafik eingeht. Sobald jemand anderes jedoch die Seite mit einem anderen Browser aufruft oder eine andere Schriftgröße eingestellt hat, ist plötzlich alles verschoben.
Erschwerend kommt hinzu, dass Websitebesucherinnen und -besucher verstärkt über mobile Geräte auf Webseiten zugreifen. Die Nutzungszahlen des Webauftritts der FAU (fau.de) zeigen, 54,5 Prozent der Nutzenden verwenden einen Desktop-Rechner, 44 Prozent das Smartphone und 1,5 Prozent das Tablet. Dadurch kann man sich nicht auf die korrekte Darstellung der Desktop-Inhalte auf dem Smartphone oder dem Tablet verlassen und sollte diese jeweils überprüfen. „Beim Erstellen sollte man generell bei Bildern auf Links- oder Rechts-Anordnung von Content verzichten, damit Beiträge responsiv gehalten werden“, sagt Wiese. „Deshalb sollte man übrigens auch auf Dateien im PDF-Format weitgehend verzichten.“
Das PDF-Format ist üblicherweise auf eine DIN A4-Auflösung eingestellt. Wer das Dokument dann mit einem Handy oder einem Tablet aufruft, hat große Probleme darin, den Inhalt lesen zu können.
Alt-Texte für Bilder
Alternativ-Texte (Alt-Text) für Bilder erleichtern übrigens auch in vielerlei Hinsicht die Nutzung der Websites: Einerseits, weil blinde Menschen auch den Bildinhalt erfahren können, aber auch, weil dieser Text angezeigt wird, wenn die Bilder nicht geladen werden und dadurch die Information für jeden Nutzer hilfreich wird. Weshalb die Bildbeschreibung „Eine Person“ nicht ausreicht, haben uns vier Blinde und Sehbehinderte im Interview verraten.
Slider selbst steuern lassen
Slider sind beliebt, weil wenig Platz gut genutzt werden kann. Durchlaufende Texte und Bilder wirken zudem dynamisch und modern. Doch wer definiert eigentlich, wann Webseitenbesucher und -besucherinnen einen Text durchgelesen haben? Menschen, die langsam lesen oder zum Beispiel eine Lese-Rechtschreib-Schwäche haben, können den Text unter Umständen nicht in der vorgegebenen Zeit erfassen. Außerdem gibt es Erkrankungen, bei denen Menschen schnelle Bewegungen nicht anschauen können und deshalb die automatisch wechselnden Inhalte eines Sliders nicht aushalten können. „Eine einfache Lösung, die auch keine Abstriche im Design nötig macht, sind Slider, die die Besuchenden selbst mit einem Klick auf einen Pfeil steuern können“, erklärt Wiese. „Mindestens einen Pausenschalter braucht ein Slider.“
Videos mit Untertiteln
Dank Sozialer Medien sind sie fast schon zur Normalität geworden: Videos mit Untertiteln. Dennoch finden sich gerade auf Webauftritten häufig Videos ohne Untertitel. Doch diese sind nicht nur für Gehörlose, Hörgeschädigte oder Nicht-Muttersprachler hilfreich, sondern ermöglichen auch das Schauen der Videos in der Öffentlichkeit. An der FAU ist es mithilfe des Videoportals fau.tv besonders einfach, Untertitel in Videos einzubinden. Mit dem Plugin FAUoEmbed sind diese in Windeseile sogar in die Website integriert.
Was tun, wenn Inhalte unzugänglich sind?
Welche Möglichkeiten hat man eigentlich als Betroffener, wenn Webauftritte nicht barrierefrei sind? Zunächst sollte der Websitebetreiber auf die Mängel hingewiesen und um Einhaltung der gesetzlichen Verpflichtung gebeten werden. Zugleich kann man die Informationen barrierefrei anfordern. Doch auch, wenn keine Antwort kommt, sind die Mittel noch nicht ausgereizt: Bleibt die Anfrage innerhalb von sechs Wochen unbeantwortet, prüft das Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung auf Antrag, ob Maßnahmen erforderlich sind. Dieses überwacht die Umsetzung der Barrierefreiheit von Webauftritten und Apps öffentlicher Stellen.
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Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung