Von der Liebe zu einem vielseitigen Sport

Am RRZE arbeiten mehr als 100 Personen – zu viele um alle im Arbeitsalltag persönlich kennen zu lernen. Umso spannender, wenn man einigen von ihnen in der Freizeit begegnen kann.

Ein Mann klettert ohne Sicherung an einer Kletterwand in einer Boulderhalle.
Bouldern ist der schönste Sport der Welt, wenn es nach der Bouldergruppe des RRZE geht (Foto: Corinna Russow/RRZE)

Es ist ein großes Gebäude, das in Erlangen neben der Autobahn steht, modern noch dazu. Innen bestehen die Wände aus grauen Platten, auf die bunte Steine geschraubt sind. Auf dem Boden davor sind überall dicke Matten verlegt. Die Luft ist staubig. Die Menschen sind entspannt und gut gelaunt – nur hin und wieder hört man ein „Ale“ oder „Komm geht schon“. An den unterschiedlichen Wänden klettern sie hinauf – ohne Sicherung. Bouldern nennt man das. Und das ist – wenn man der Bouldergruppe des RRZE glauben darf – der schönste Sport der Welt.

Die Bouldergruppe besteht schon seit 2014 aus Kollegen und Kolleginnen des RRZE. Ich bin heute das erste Mal dabei. Die Gruppe ist nicht fest. Wer Zeit und Lust hat, geht mit, wer nicht, kommt nicht. Je nachdem sind es also zwischen zwei und zehn Personen. Der Ablauf ist dabei immer gleich: verabreden, umziehen, zu den anderen stoßen, loslegen, Spaß haben.

Unterstützung von den anderen

Die Routen sind in unterschiedliche Schwierigkeitsgrade aufgeteilt; eins ist leicht, zehn ist besonders schwer – alle maximal vier Meter hoch und wer fällt, fällt weich. Jeder schaut sich seine Wunschroute aus und bouldert diese. Für mich als Anfängerin gibt es dabei Unterstützung. Auch eine Route im Schwierigkeitsgrad eins ist nicht immer gleich leicht, denn vieles hängt von den persönlichen Eigenschaften ab. Mal ist Größe von Vorteil, manchmal ist Flexibilität gefragt – aber in erstaunlich vielen Fällen reicht dann doch ein Tipp oder die richtige Technik.

In der Wand hängend, höre ich von unten Tipps und immer wieder ein „nice“. Das hilft, denn manchmal sieht man in der Wand nicht den nächsten Tritt, um das Ziel zu erreichen. Und es spornt an. Genau wie der Erfolg, wenn man eine Route geschafft hat. Zwischendurch tauscht man sich aus: „Wie hast du das dort gelöst?“, fragt Frank Martin. Bereitwillig erklärt Martin: „Mit einem Toehook.“ Und mir erklärt Frank: „Das ist das Haken mit der Fußspitze, um sich besser hochziehen zu können.“ Und Martin ergänzt: „Das hilft dir, Kraft zu sparen.“

Unermüdlich sind alle dabei. Entwickeln enorme Kräfte, wenn die Route nicht zu knacken ist. Immer wieder versuchen sie es dann auf verschiedenste Weisen. Meist wird die Ausdauer belohnt. „Manche Routen muss man einfach öfter probieren, um sie zu schaffen. Andere Touren schaffen den Boulderer selbst“, erklärt Marcel.

Bouldern ist für den gesamten Körper anstrengend

Jeder hat dabei seine eigenen Stärken. Während die einen besonders gut Routen mit „Henkeln“ (so nennt man besonders gute Griffe) klettern können, können andere kleine, filigrane Steine besser klammern. Jede Route ist anders. Jede Route ist für den gesamten Körper anstrengend. Das merke auch ich nach einiger Zeit.

Deshalb ist es gut, dass man auch immer wieder anderen zuschauen, sich unterhalten kann. Zu sehen wie es andere lösen, dabei lernt man viel. Dazu kommt: Man lernt Kolleginnen und Kollegen nochmal ganz anders kennen oder man lernt sie überhaupt erst kennen, weil man bisher nichts mit ihnen zu tun hatte. Auch wenn jeder in der Wand für sich klettert, ist es doch eine gemeinsame Zeit, die man verbringt, viel redet über das Bouldern, über Privates und gemeinsam abschaltet und was dabei verbindet, ist die Liebe zu einem vielseitigen Sport.

 


Text: Corinna Russow
Foto: Martin Fischer