Dank Automatisierung noch nicht an der Kapazitätsgrenze

Vorlesungsaufzeichnungen an der FAU sind einfach und inzwischen viel genutzt. Was sich dagegen hinter den Kulissen des Multimediazentrums abspielt, sieht selten jemand. Die Planungen für die Aufzeichnungen starten schon Wochen vor dem Semesterbeginn.

Zwei Schreibtische stehen aneinander. An dem Linken sitzt eine Studentin, am Rechten ein Student. Beide steuern mit einem Controller Vorlesungsaufzeichnungen.
Vorlesungsaufzeichnungen machen heute Studierende vom Blauen Haus aus (Foto: Michael Gräve/RRZE)

Ein junger Mann sitzt an einem Schreibtisch. Vor ihm ein Controller. Auf dem Bildschirm vor ihm sind vier verschiedene Aufnahmen zu sehen. Die Bilder ähneln sich: Ein Mensch steht in einem Raum und spricht, schreibt an der Tafel oder zeigt ein Experiment. Bei einer der gezeigten Situationen allerdings bewegt sich der Redner und die Kamera geht mit. Gesteuert wird sie von dem jungen Mann mit seinem Controller.

20 Hörsäle sind mit der nötigen Technik ausgestattet

Was wir dort sehen, ist eine Vorlesungsaufzeichnung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), gesteuert von einer studentischen Hilfskraft am Multimediazentrum der FAU (MMZ) am Regionalen Rechenzentrum Erlangen (RRZE). Was er macht, das machen noch sieben weitere studentische Hilfskräfte am MMZ. Bis zu fünf Aufzeichnungen kann eine Hilfskraft gleichzeitig betreuen, wobei nur eine Aufzeichnung mit Kamerasteuerung sein darf. Denn dabei müssen die Aktionen der Lehrenden genau beobachtet und mit der Kamera verfolgt werden, beispielsweise, wenn es ein Tafelbild gibt. Bei einer statischen Aufzeichnung geht es nur darum, ob das Bild passt, die Folien übertragen werden und der Ton stimmt. Und das machen sie von Alterlangen aus – am Standort des MMZ – für insgesamt 20 Hörsäle in ganz Erlangen. Ab dem Sommersemester 2023 sollen fünf weitere dazukommen. Das Geheimnis dahinter: Jeder dieser Räume ist mit Kamera- und Aufzeichnungstechnik ausgestattet, die vom MMZ ferngesteuert werden kann. Von all dem bekommen die Dozierenden und Studierenden wenig mit. Doch bis die Aufzeichnung stattfinden kann, laufen die Planungen im MMZ schon einige Zeit.

Barbara Kloiber organisiert die Vorlesungsaufzeichnungen an der FAU. Die Vorbereitungen beginnen bereits sechs bis acht Wochen vor Semesterbeginn. Dann schreibt sie alle Lehrenden an, die in einem der ausgerüsteten Hörsäle eine Lehrveranstaltung haben und bietet eine Aufzeichnung an. Wer das Angebot annimmt, wird eingeplant und bekommt hilfreiche Hinweise von ihr. „In einem Planungstreffen mit den Hilfskräften wird dann der Aufzeichnungsplan erstellt, sodass alle Aufzeichnungen im Semester personell abgedeckt sind“, erklärt Kloiber. Pro Woche waren das im Wintersemester 2022/2023 fast 80 Aufzeichnungs- und Livestream-Termine. Verglichen mit dem Wintersemester 2019/2020 etwa doppelt so viele.

Früher war es aufwendiger

„Das liegt daran, dass wir vor Corona keine automatisierten Aufzeichnungen hatten“, erklärt Kloiber. „Die Kollegen mussten für jede Aufzeichnung mit einer mobilen Kamera vor Ort fahren, zurückfahren, einspielen, schneiden und so weiter.“ Vorteil war, dass in jedem Raum der FAU aufgezeichnet werden konnte. Der Nachteil: Der personelle Aufwand war um ein Vielfaches höher. Jetzt kann eine Hilfskraft mehrere Aufzeichnungen parallel betreuen. Nur so konnte das MMZ dem immens gestiegenen Aufzeichnungsbedarf seit Beginn der Pandemie gerecht werden. Auch wurde es den Lehrenden ermöglicht, selbst produzierte Beiträge in das Videoportal hochzuladen. Besonders gestiegen sind die Zahlen der wöchentlichen Aufzeichnungstermine nochmal, als Präsenzveranstaltungen zwar wieder möglich waren, aufgrund der Hygienebestimmungen jedoch nicht alle Studierenden im Hörsaal Platz fanden. Zusätzliche Liveübertragungen ermöglichten auch den Studierenden, die zuhause bleiben mussten, die zeitgleiche Teilnahme an der Vorlesung. „Corona hat uns einen großen Schub gegeben.“

Damit auch alles funktioniert, hält Kloiber die wichtigsten Informationen in einem Kalender fest. Neben dem Namen, Thema und Raum, umfasst das auch, ob eine Kamerasteuerung benötigt wird und eine Telefonnummer der Lehrenden. „Die Telefonnummer ist für das Gelingen der Aufnahme wichtig. Sollte die Person vergessen, das Licht oder das Mikrofon einzuschalten, können unsere Hilfskräfte sie so erreichen. Ansonsten ist die Aufnahme leider nicht zu gebrauchen“, erklärt Stefanos Georgopoulos. Georgopoulos ist Mitarbeiter am MMZ und verantwortlich für das FAU-Videoportal. Das ist die Plattform, auf der alle Videos der FAU zur Verfügung gestellt werden. Alle Livestreams und Aufzeichnungen werden von Georgopoulos Anfang des Semesters im System Opencast eingeplant und programmiert, sodass die Kamera zum geplanten Zeitpunkt startet. „Die Lehrenden können anschließend alle ihre Termine im Videoportal einsehen, bearbeiten oder auch löschen, beispielsweise wenn sie krank sind“, sagt Georgopoulos. Das sei auch wichtig, denn sonst würde eventuell eine andere Veranstaltung aufgezeichnet, die kurzfristig in den Raum wechsle – ohne Wissen und Zustimmung der Lehrenden. Das müsse auf jeden Fall vermieden werden.

Paella-Player unterstützt die Lehre

Über den sogenannten Paella-Player können die Zuschauenden zwischen verschiedenen Ansichten wechseln. Der Name leitet sich ab von der spanischen Speise, bei der – wie beim Paella-Player – viele verschiedene Zutaten in einer Pfanne gefasst werden. „Zuschauende können sich entscheiden, ob sie die Folien groß sehen wollen oder die Lehrperson, wenn diese beispielsweise an die Tafel schreibt, oder den Multistream, also beides nebeneinander“, sagt Georgopoulos. Dadurch ist immer das gut sichtbar, was für die Studierenden gerade am wichtigsten ist.

Im Unterschied zu früher müssen die Aufzeichnungen nicht erst ins MMZ gefahren und dort eingelesen und geschnitten werden. Viele Arbeiten funktionieren automatisiert: „Wenn die Aufnahme fertig ist, schickt der Encoder die Videodateien auf den Server im RRZE. Das sind zwei Videos – zum Beispiel Lehrender und Präsentation – die kombiniert werden.“ Automatisch fügt das System auch den FAU-Trailer hinzu. „Händisch muss nur eventuell am Anfang und am Ende etwas weggeschnitten werden“, sagt Georgopoulos. „Nach maximal zehn Stunden Rechenzeit ist das Video fertig und kann im Videoportal bereitgestellt werden.“

Die studentischen Hilfskräfte und die Mitarbeitenden des MMZ haben zusammen mit den Lehrenden im Jahr 2022 dafür gesorgt, dass elf Terabyte Videos ins Videoportal geladen wurden. „Der Trend nach Vorlesungsaufnahmen bleibt hoch im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie. 2019 gab es zum Beispiel nur fünf Terabyte Videomaterial.“ Dennoch musste Barbara Kloiber noch niemandem absagen, wenn die Veranstaltung in einem der ausgestatteten Hörsäle stattfand und die Lehrenden auch mit einer statischen Kameraeinstellung zufrieden sind, wie sie sagt. „Denn Dank der Automatisierung sind wir noch nicht an unsere Kapazitätsgrenze gekommen.“

Noch tieferen Einblick gibt es im Podcast des MMZ

Weitere Informationen zu Vorlesungsaufzeichnungen

Kontakt bei Interesse an Vorlesungsaufzeichnungen
Multimediazentrum (MMZ), Ulrich-Schalk-Str. 3 a, 91056 Erlangen, Telefon: +49 9131 85-28898, E-Mail: rrze-mmz@fau.de

 


Text: Corinna Russow