Duale Ausbildung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg – ja auch das gibt es! Im Gespräch erklärt die RRZE-Ausbilderin Andrea Kugler welche Kerneigenschaften ein/e Fachinformatiker/-in Systemintegration braucht und wie sie die Ausbildung gestaltet.
Am Regionalen Rechenzentrum Erlangen (RRZE) werden seit 24 Jahren Fachinformatiker/-innen der Richtung Systemintegration ausgebildet – in jedem Ausbildungsjahr drei Azubis. Wie beschreiben Sie den Beruf am liebsten?
Andrea Kugler: Der Beruf ist sehr abwechslungsreich: Er beinhaltet das Managen, Einrichten und Verwalten von allem, was irgendwie mit IT zu tun hat. Man kann, die Server-, Client- oder Netzwerkseite machen, um nur die grobe Aufteilung zu nennen. Es reicht vom First-Level-Support, wo man an der vordersten Front ist – also da ruft dann zum Beispiel die Sekretärin an und sagt: „Mein Internet geht nicht.“ – bis hin zu dem Fall eigenständig einen Server zu installieren und zu betreuen.
Seit 1. August können sich Interessierte wieder für eine Ausbildung zum/zur Fachinformatiker/-in Systemintegration am RRZE bewerben. Wie genau muss man sich die Ausbildung am RRZE vorstellen?
Es gibt bei uns zwei Phasen: In den ersten zwei Jahren wandert man durch die Abteilungen und arbeitet mit. Und im dritten Lehrjahr „bewirbt“ man sich für eine Abteilung und spezialisiert sich auf das, was dort gemacht wird. Es geht darum, das Fachwissen vertiefen zu können, sodass die Azubis später sagen können, ich habe mich spezialisiert auf dieses Fachgebiet.
Und warum ist Ihnen das wichtig?
Damit sie möglichst ein umfangreiches Wissen ansammeln können, und wissen, wo ihre Stärken liegen. Und weil sie, wenn sie in die große weite Welt ziehen, nicht wissen, wohin es sie treibt. Außerdem sind die Abteilungen am RRZE ja auch grundlegend unterschiedlich.
Gibt es auch einen Betriebsunterricht?
Es gibt Kurse speziell für unsere Azubis wie zum Beispiel Netzwerkkurse, Webmasterkurse, Linux-Kurse und Windowskurse. Zusätzlich gibt es Kurse vom IT-Schulungszentrum wie Word, Excel, PowerPoint und Bildbearbeitung.
Und dann gibt es natürlich noch die Berufsschule…
Richtig. Die Berufsschule findet im Blockunterricht zwei oder drei Wochen am Stück, insgesamt etwa 12 bis 13 Wochen pro Jahr statt. Das erste und zweite Jahr läuft identisch wie die reguläre Schule von September bis Juli. Im dritten Jahr endet die Berufsschule im April, da Ende April/Anfang Mai die theoretische Abschlussprüfung stattfindet. Mitte Mai muss das selbst durchgeführte und dokumentierte Projekt als Teil der praktischen Abschlussprüfung abgegeben werden und im Juni/Juli endet die Ausbildung mit dem letzten Teil der praktischen Abschlussprüfung, einer Präsentation mit anschließendem Fachgespräch.
Und wie sehen die ersten Wochen am RRZE aus?
Die ersten Wochen sind heftig, weil die Neuen noch nichts von den Abläufen wissen, niemanden kennen. Es geht los am 1. September damit, dass sie erst einmal ihren eigenen Rechner installieren dürfen. In der ersten Woche bekommen sie das notwendige Handwerkszeug, damit sie wissen, wie es läuft, wen sie fragen können und wo sie was finden. Auch ein Ausflug in die IT-Betreuungszentren des RRZE in Nürnberg und Erlangen sowie unter anderem Grundkurse für Netzwerk und Outlook gibt es.
Was sind die drei wichtigsten Eigenschaften, die Auszubildende für den Beruf mitbringen sollten?
Neugierde, Selbstständigkeit und Ausdauer.
„Es gibt fast nichts, was man hier nicht hat.“
Andrea Kugler, Ausbilderin
Wie sind die späteren Berufsaussichten für die ehemaligen Azubis?
Ich habe noch keine/n Azubi von uns erlebt, der/die nicht mit Handkuss woanders genommen wurde. Die, die uns kennen, nehmen sie sowieso gerne. Außerdem versuchen wir unseren Azubis immer zumindest einen befristeten Anschlussvertrag anzubieten.
Was macht die Ausbildung am RRZE einmalig?
Die Vielfältigkeit. Es gibt fast nichts, was man hier nicht hat. Und wenn es etwas gibt, was wir nicht haben, dann können sich die Azubis das in einer Virtuellen Maschine zusammenbauen.
Sie sind nun schon seit 20 Jahren Ausbilderin am RRZE, was treibt Sie an?
Es macht mir Spaß und es ist für mich ein Abenteuer und eine Abwechslung zu den administrativen Windows-/Software-Verteilungs-Aufgaben, die ich sonst noch wahrnehme. Dankenswerterweise habe ich seit Kurzem Unterstützung bei der Ausbildung hier am RRZE durch eine ehemalige Auszubildende Frau Josephine Seidel. Sie hat nach ihrer Ausbildung und ein paar Jahren Tätigkeit als Fachinformatikerin ihren Ausbilderschein bei der IHK (Industrie- und Handelskammer) gemacht und unterstützt mich jetzt tatkräftig. Ich finde es unheimlich wichtig, dass sich junge Menschen eine Zukunft schaffen. Gerade der Fachinformatiker ist so ein abwechslungsreicher Beruf, der wird an so vielen Stellen gebraucht, da die IT überall Einzug hält. Die fertigen Azubis sind nicht eingeschränkt, weil sie die Auswahl haben, wo und wieviel IT sie dann am Ende machen, vom Endkunden, bis Netze und Betriebssysteme betreuen und programmieren sind alle Möglichkeiten offen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Seit 1. August können sich Interessierte für eine Ausbildung ab 1. September 2023 bewerben. Mehr Informationen dazu gibt es im Ausbildungsportal.
Das Gespräch führte Corinna Russow