Sie war nicht nur die erste elektronische Rechenanlage an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU), sondern mit ihrer Inbetriebnahme am Mathematischen Institut (MI) im Jahr 1962 wurde auch der Grundstein für die elektronische Datenverarbeitung an der FAU gelegt. Die Rede ist von der ZUSE Z23, der ersten ZUSE-Maschine, die auf Basis von Transistoren realisiert wurde. Jetzt, nach zahlreichen Jahren Stillstand, konnte sie durch reichlich Tüftlerleidenschaft und technisches Fingerspitzengefühl wieder zum Laufen gebracht werden und darf sich zu einer der wenigen noch voll funktionstüchtigen ZUSE-Rechenanlagen weltweit zählen.
Ganze 20 Minuten dauert es bei der Z23 nach dem Einschalten erst einmal, bis die Trommel warm gelaufen ist und die Maschine die Daten per Lochstreifen einlesen und über den Fernschreiber wieder ausgeben kann. Die Rechenvorgänge sind dabei lautstark zu hören und sogar Veränderungen, die anzeigen, in welchem Bereich das Programm gerade arbeitet, lassen sich akustisch herausfiltern.
Dass die ZUSE Z23 wieder „wie in alten Zeiten“ läuft, ist vor allem zwei Mitarbeitern der Informatik zu verdanken, die sich mit Hingabe und Zeitaufwand in die alte Rechnertechnik eingelesen und eingearbeitet haben. Über zwei Jahre haben Edwin Aures vom Lehrstuhl Informatik 3 und Dr. Volkmar Sieh vom Lehrstuhl Informatik 4 an der Z23 gemessen, geschraubt, gelötet und getüftelt. Tatkräftige Unterstützung gab es auch von der älteren Generation: Der inzwischen 78-jährige ehemalige ZUSE-Techniker Günter Hartmann, der bei Bedarf in seinem Wohnmobil extra nach Erlangen angereist kam, gab praktische Tipps vor Ort und trug entscheidend zum Gelingen des Projekts bei.
Dabei führte der Weg der Z23 in Erlangen, bis sie am Rechenzentrum unterkam, um einige Ecken: Bereits 1959 hatte der damalige Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät, Prof. Specht, an den Verwaltungsausschuss der Universität geschrieben und um Unterstützung für die Installation einer Zuse Z22 für rund 300.000 DM im Mathematischen Institut gebeten. Nach eingehender Begutachtung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) konnte drei Jahre später dann gleich das Nachfolgemodell, die Z23, ein programmkompatibler, doppelt so schneller Transistorrechner für 340.000 DM beschafft werden. Zu ihren wichtigsten Aufgaben zählten an der FAU von Anfang an die Ausbildung des mathematischen Nachwuchses im Rechnen und Programmieren, aber auch an den anderen naturwissenschaftlichen oder medizinischen Instituten der Universität war die Z23 bei der Bearbeitung von Forschungsaufgaben rege im Einsatz. 1976 musste die Z23 dann nach 14 Jahren Betriebszeit einer Lochkartenein- und Druckerausgabe-Station (Remote Job Entry, kurz RJE) weichen, die als zusätzliche Ausrüstung für die inzwischen am Rechenzentrum eingerichteten zentralen Rechner TR440 und CYBER172 beschafft wurde.
Am Erlanger Christian-Ernst-Gymnasium, an das die Z23 weitergegeben wurde, erhielt sie insbesondere mit der Einführung der Informatik im Schulunterricht neue Aufgaben und wurde dort bis zu einer Netzstörung im Jahre 1983 weiter betrieben.
Erst 2009 fand die Anlage wieder ihren Weg zurück zur FAU. Im Zuge von Sanierungsarbeiten am CEG wurde sie – auch aus Gründen zunehmenden Platzmangels – der ISER übergeben. Anfangs noch stromlos und funktionsunfähig, erfreut sie sich nun „bester Gesundheit“.
Anlass für das Rechenzentrum, ihre Instandsetzung zu würdigen. Unter dem Motto „Restaurierung der ZUSE Z23 gelungen!“ hat das Rechenzentrum gemeinsam mit der Informatik-Sammlung Erlangen (ISER) und dem Department Informatik am 4. März Anwender der Z23 aus den vergangenen Jahrzehnten, Unterstützer und Interessierte zu einem Festkolloquium eingeladen. Prof. Horst Zuse, Sohn des Computerpioniers Konrad Zuse, wird den Festvortrag halten. Im Vorfeld berichten die verschiedenen Weggefährten und nehmen den Zuhörer mit auf eine Reise in die Geschichte der Z23 in Erlangen. Im Anschluss an die Vorträge kann die Z23 besichtigt und „in Aktion“ erlebt werden.
Zur Konfiguration der Z23
Die Zuse Z23 stellt eine Weiterentwicklung der elektronischen Röhrenrechenanlage Zuse Z22 dar. Sie ist eine voll transistorisierte (2700 Transistoren und 6800 Dioden), im Dualsystem arbeitende Serienrechenmaschine mit einem Takt von 140000 Hz pro Bit, d.h. 3500 Hz pro Wort mit einer Wortlänge von 40 Bit (3 Kennzeichen + 5 Bedingungen + 12 Operationszeichen + 8 Schnellspeicheradressen + 13 Trommelspeicheradressen). Die Z23 verfügt über einen analytischen Befehlscode (Freiburger Code) und arbeitet mit Gleitkommazahlen mit einer Genauigkeit von 9 Dezimalen und einem Zahlenbereich von 10-39 bis 10+38. Die minimale Befehlsausführungszeit beträgt 0,3 ms, eine Gleitkommamultiplikation dauert 20 ms.
Kontakt
Katja Augustin
katja.augustin@fau.de