Quantensprung für Erlanger Wissenschaftler

Superrechner am RRZE offiziell eingeweiht

Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg machte ihre Bedeutung als Forschungszentrum mit modernster Spitzentechnologie wiederholt deutlich.

Im Beisein von Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik wurde vergangenen Mittwoch am Regionalen Rechenzentrum Erlangen (RRZE) der neue Hochleistungsrechner der Firma Hewlett-Packard offiziell eingeweiht. Der Ende des Jahres 2006 zusammen mit der Bechtle AG installierte Rechner-Cluster wird insbesondere für hochkomplexe Simulationen genutzt.

Das High Performance Computing Cluster wurde im Februar dieses Jahres in den offiziellen Betrieb genommen und wird seitdem mit einer Auslastung von nahezu 100% von den Erlanger Wissenschaftlern genutzt. Kein Wunder ? lag der neue Rechner bei der Anschaffung doch im weltweiten Vergleich der leistungsfähigsten Rechner im oberen Drittel ? nämlich auf Platz 124 von 500 (TOP500-Liste) und innerhalb Deutschlands auf Platz 8. Die aggregierte Rechenleistung der 760 Intel-Prozessorkerne erreicht ca. 9 TFlop/s (9.000 Milliarden Rechenoperationen pro Sekunde) und vervierfacht damit die gesamte am RRZE verfügbare Rechenleistung.

Dass in Erlangen erstmalig ein Rechner dieser Leistungsklasse installiert werden konnte, ist den Mitteln zu verdanken, die das Wissenschaftsministerium, das RRZE und die Friedrich-Alexander-Universität kontinuierlich in Infrastruktur und vor allem hoch qualifiziertes Personal investiert haben. Da das Höchstleistungsrechnen an der Friedrich-Alexander-Universität seit vielen Jahren etabliert ist, wird ein breites Spektrum der Wissenschaft vom neuen Superrechner profitieren: Von der Grundlagenforschung wie sie z.B. in der Theoretischen Physik und Theoretischen Chemie betrieben wird, bis hin zu Fächern mit starkem Anwendungsbezug wie die Ingenieurwissenschaften oder ?Life Science?.

Der Kanzler der Friedrich-Alexander-Universität, Thomas. A.H. Schöck verlas nach der Begrüßung der Gäste das Grußwort des Amtschefs des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Ministerialdirektor Dr. Friedrich Wilhelm Rothenpieler, der aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen musste. Dr. Rothenpieler äußerte darin seine Zufriedenheit über die herausragende Stellung des RRZE auf dem Hochleistungsrechnersektor. Die Installation des neuen ?fränkischen Großrechners? habe diese Position deutlich gefestigt und unterstreiche zudem die internationale Relevanz der Erlanger Aktivitäten auf diesem hochdynamischen Forschungsgebiet.

Neben dem Nutzen für weltweite Wissenschafts- und Forschungsvorhaben, fasste Dr. Gerhard Hergenröder, Technischer Direktor des Erlanger Rechenzentrums in seiner Rede auch den wirtschaftlichen Aspekt des neuen Clusters ins Auge. ?Der für ein System dieser Größe vergleichsweise geringe Preis von einer Million Euro ist der konsequenten Verwendung preiswerter Standardkomponenten wie etwa den Intel Core 2 Duo Prozessoren mit 3 GHz, einem leistungsfähigen Infiniband-Netzwerk und dem SuSE-Linux-Betriebssystem zu verdanken?, so Dr. Hergenröder. ?Allerdings legt das RRZE aber auch besonderen Wert auf eine exzellente Servicequalität, die über eine hohe Betriebsstabilität zum Erfolg der Wissenschaftler beiträgt.?

Gerhard Marz, Vorstand der Bechtle AG, wies in seiner kurzen Ansprache darauf hin, dass die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Firmen und dem RRZE zu einem für alle fruchtbaren Wissensaustausch geführt hat. Angesichts der für die Bechtle AG außergewöhnlichen Größe der Installation zeigte er sich befriedigt, dass nun nach einer Phase des Aufbaus und der Inbetriebnahme, alle Beteiligten auf das Ergebnis stolz sein können.

Ähnliche Worte fand auch der Leiter der Enterprise Server & Storage Business Unit von Hewlett Packard GmbH, Klaus Rumsauer. Er hob besonders hervor, dass dieses Projekt innerhalb von HP oberste Priorität genoss und die weiteren Vorhaben der Firma auf diesem Sektor nachhaltig beeinflussen wird.

In einem Gastvortrag unterstrich Prof. Dr. Michael Resch, Direktor des Hochleistungsrechenzentrums Stuttgart (HLRS), die hohe Bedeutung anwendungsorientierter Forschung mit Hilfe von Hochleistungsrechnern. Als unverzichtbar stellte er die enge Verzahnung universitärer Forschungsaktivitäten mit Industrieprojekten dar. Das HLRS kann hier als Paradebeispiel einer innovativen Zusammenarbeit dienen.

Einen besonderen Blick in die Grundlagenforschung eröffnete der Vortrag von Prof. Dr. Timothy Clark, Leiter des Computer-Chemie-Centrums der Universität Erlangen-Nürnberg. Mit Hilfe von Hochleistungsrechnern werden dort beispielsweise Resistenzmechanismen gegen Medikamente auf molekularer Ebene untersucht. ?Nur die fortgeschrittene Simulationstechnologie in Verbindung mit leistungsfähigen Parallelrechnern ist in der Lage, derart tiefe Einsichten in biologisch-chemische Reaktionsabläufe zu gewinnen?, erläuterte Prof. Clark.

Bereits nach 3-monatigem Nutzerbetrieb hat sich die Auslastung des Superrechners auf hohem Niveau eingependelt. Dies kann als Indiz dafür gesehen werden, dass das System von vielen Kunden bereits als wichtigste Ressource eingesetzt wird.

Weitere Informationen:
Dr. Gerhard Wellein
hpc@rrze.uni-erlangen.de

Nähere Informationen und technische Spezifikationen:
http://www.hpc.rrze.uni-erlangen.de/systeme/woodcrest-cluster.shtml

TOP500:
http://www.top500.org